Donnerstag, 4. Juli 2013

Geländebau: Verwitterte Ruinen

Hi und Willkommen zu meinem ersten Tutorial (oder zumindest einer Schritt für Schritt Übersicht wie ich es gemacht habe) zum Bau einer verwitterten Ruine für das Tabletop-Hobby.

Hier mal ein Bild vom fertigen Objekt:




Zuerst eine kurze Liste mit den Materialien und Werkzeugen die man dazu braucht:

Werkzeuge:
  • Bleistift und Lineal
  • Bastelmesser, Skalpell, Säge, Seitenschneider, Schere
  • Bastelleim / Styroporkleber (achtet darauf, dass der Kleber das Styropor nicht zersetzt)
  • Pinzette
Materialien:
  • Strukturplatten aus Styropor o.Ä.
  • Plastikplatte, Plastikkarton o.Ä. als Base (ich verwende eine 3mm Plastikplatte)
  • Sand, Modellbaugras o.Ä. zur Basegestaltung
  • Modellbaumoos und Pflanzen (optional)
  • Farben zum Grundieren und Bemalen (achtet bei dem Grundierspay darauf, dass es keine Lösungmittel enthält, die das Styropor zersetzen könnten, ich verwende gewöhnliche Acrylfarbe)

So, was wollen wir daraus eigentlich machen?Mein Tabletop Gelände sollte in erster Linie gut bespielbar sein. Das Ganze soll kein Diorama für den Golden Demon werden und es muss auch keinen hochauflösenden Detailfotos standhalten, auch wenn man die Materialien und die Vorgehensweise sicher auch für solche Fälle anwenden könnte.
Im Sinne der Bespielbarkeit entschied ich mich daher, die Ruine in vier Segmente zu unterteilen. So ist man beim Platzieren und Spielen flexibler, kann das ganze etwas platzsparender aufbewahren und (hoffentlich) auch besser transportieren.

Der erste Schritt bestand darin, mal mit Maßband und einigen Figuren abzuschätzen und festzulegen, wie groß die Geländestücke denn werden sollen. Ich orientierte mich an einem Infanteriemodell von Warhammer Fantasy (28mm Maßstab) und der üblichen Größe einer Einheit aus 20-30 Modellen. Dadurch werden die Mauern lang genug um einem üblichen Regiment Deckung und Sichtschutz geben zu können, bleiben aber in einem Rahmen, dass sie das Spielfeld nicht "verstopfen". Natürlich ist hier die Kreativität gefragt, man kann sich auch runde Mauersegemente vorstellen, Reste eines Turms oder Torbögen. Ich konzentrierte mich zunächst auf diese 4 Segmente, die zusammengesetzt einen rechteckigen Grundriss ergeben. Eventuell werde ich das ganze später noch erweitern um auch längere Mauern und spannendere Grundrisse bespielen zu können.


Da ich schon eine recht genaue Vorstellung davon hatte, wie die fertigen Mauerstücke aussehen sollten, waren die groben Formen schnell zu Papier gebracht und ich konnte abschätzen, wie groß die entsprechenden Bases werden sollten. Zwar hatte ich den Eindruck, dass Seitenlängen von 6" und eine Höhe von 3" in Relation zu einem einzelnen Infanterie-Modell schon ein beachtliches Bauwerk abgeben, aber da letztendlich auf dem Spielfeld nur 1-2 Einheiten bequem darin Platz finden würden, blieb ich dabei.
Anschließend zeichnete ich die Umrisse für die Bases auf eine 3mm Plastikplatte und schnitt sie mit dem Cutter aus. Leider hab ich dabei stellenweise etwas zu beherzt gedrückt um das zähe Plastik durchzubekommen, weswegen ich glatt auch durch meine schöne grüne Schneidematte schnitt :(

Problem erkannt - Problem gebannt... also weiter gings auf einem alten Sperrholzbrettchen.


Nachdem die Bases grob ausgeschnitten waren, hab ich mit Seitenschneider und Cutter alle Ecken abgerundet und die Grate an den Schnittkanten entfernt. Die Radien sind nicht perfekt aber es wird sicher niemand eine Radienlehre anlegen ;)
Das Entgraten sollte man sorgfältig machen, damit die Bases später schön aufliegen und nicht wackeln und auch keine unschönen "scharfen" Kanten zurückbleiben an denen man sich zwar nicht ernsthaft verletzen, aber doch ganz schön gemein "pieken" kann. Und die mehr oder weniger empflindlichen Spieloberflläche, auf der das Gelände vielleicht mal zum Einsatz kommen soll, wirds einem danken!


Damit waren schonmal die Bases als Grundlage für die einzelnen Mauerstücke geschaffen.
Fast schon bereit für den Spieltisch, oder? ;)


Vielleicht lieber doch erst noch eine Mauer draufsetzen!
Dazu habe ich aus einer strukturierten Styroporplatte die gewünschten Mauersegmente herausgeschnitten.
Um die Sache einfach zu halten, wollte ich mir hier nicht die Mühe machen, jeden Stein einzeln auszuschneiden und selbst aufeinander zu mauern. Es blieben fürs erste auch nur schlichte Mauersegmente, ohne Fenster- oder Torbogen etc.. Damit sie nicht zu langweilig werden, wurden stellenweise Stücke und einzelne Steine herausgerschnitten und die Mauerstücke für die L - Bases ineinander verzahnt, wie es bei einer echten Mauer auch der Fall wäre. Beim Zusammenstecken muss man drauf achten, dass das spröde Styropor nicht bricht. Einer der "Zähne" ist mir abgebrochen, aber was macht das schon bei einer verwahrlosten Ruine? (Hab ihn später irgendwie unbewusst doch wieder reingeklebt)




 

Kurz testen, dass alles auch wie geplant zusammenpasst und vorsichtig wieder auseinander nehmen.
Leider ist bei diesen Styropor Deckenplatten nur eine Seite strukturiert, nur sinnvoll für den eigentlich Zweck.
Zwei lagen wären deutlich zu dick geworden; vielleicht passend für Festungsmauern o.Ä.
Da mir die glatte Rückseite aber wenig gefällt, machte ich mich nun daran, auch hier eine Mauerstruktur zu modellieren. Dazu hab ich mit einem Modellierwerkzeug vorsichtig aber bestimmt das Styropor eingedrückt und mich an der Struktur der Vorderseite orientiert. Für die langen Teile hab ich ein Lineal zur Hilfe genommen. Stellenweise gefällt mir das "krumme von Hand" besser als die aufgeprägte Struktur der Vorderseite. Mit mehr Zeit und Geduld, könnte man mit dieser Methode echt sehr sehr tolle Mauern gestalten, aber ich wollte es wie gesagt einfach halten und gab mich damit zufrieden. Ein großes Fragezeichen steht auch noch hinter der Frage, wie meine modellierte Struktur nach dem Bemalen wirkt, ob meine Fugen Tief genug sind und das Styropor auch brav die Form hält, oder sich über die Zeit wieder ausdrückt. Das wird sich zeigen.



Nachdem alle Teile auch auf der Rückseite modeliert waren, nahm ich noch einmal den Cutter zur Hand, und bearbeitete hier und da die Ecken und Kanten um den Gesamteindruck der zerstörten Mauern etwas abzurunden. Und schon waren die Teile bereit auf die Bases geleimt zu werden (Man beachte, Styropor verträgt nicht jeden Kleber, bei der falschen Wahl wird es chemisch zersetzt und von der Mauer bleibt nicht mehr übrig als ein übelriechender Mansch, der sicher nicht das beste für die Lunge mit sich bringt!)


Als nächstes wurden die Teile zusammengesteckt und miteinander und auf die entsprechenden Bases geleimt. Als der Leim durchgetrocknet war ging es ans Grundieren (auch hier nochmal aufpassen, dass das Styropor das auch verträgt!) [Einschub: Vor dem Grundieren wurden die Bases um die Mauern noch mit Modelliermasse bestrichen und etwas gestaltet um Erdreich darzustellen, in dem die Mauern über die Jahre etwas versunken sind.] Ich benutzte schwarzer Acrylfarbe und einen großen Borstenpinsel, das ist zwar etwas mehr Arbeit als ansprühen, aber ich habe bei mir (erst recht bei den kalten Temperaturen) keine guten Möglichkeit zum Sprayen und mit dem Pinsel hab ich gleich die Kontrolle, dass auch alle Stellen was abbekommen haben.

Da die erste Tour Grundierung nicht ausreichte, um das weiße Plastik der Bases sauber zu überdecken, musste ich diese nochmal sorgfältig nachbearbeiten. Vermutlich lässt sich das vermeiden, indem man die Bases nach dem Ausschneiden mit etwas Schleifpapier aufraut, damit die Farbe einfach besser haften kann.
Werde ich beim nächsten Mal jedenfalls versuchen.
 
Hier also Bilder vom Stand der Dinge bis dahin.
Die Kisten und Fässer sind Teil meines Resin-Geländes von Table-Top-World, dazu mehr in einem anderen Post. Bei den beiden Figuren handelt es sich um Landsknechte der Bretonen von Warhammer Fantasy.
Soweit war ich mit dem Ergebniss voll zufrieden, aber bis hierher wars ja auch noch ziemlich einfach ^^




Was die Basegestaltung angeht, hatte ich anfänglich vor, lediglich durch Aufkleben unterschiedlich dicker Schichten Sand das Gelände um die Mauern ein wenig zu formen, allerdings wirkt es vermutlich natürlicher (und macht die fertigen Teile etwas stabiler), wenn die Mauern schon etwas im Untergrund eingesunken sind.
Daher wurde (besser schon vorm Grundieren) rund um die Mauern etwas Modelliermasse aufgetragen, um Erdreich darzustellen in dem sich die Mauern über die Zeit etwas gesetzt haben.

Dann folgte die Bemalung.
Zunächst bemalte ich die Mauern einheitlich in einem relativ dunklen Grauton und tuschte sie vollständig mit verdünntem Schwarz, um der Steinstruktur ihre Tiefe zurückzugeben. Ich wollte es bei der Bemalung nicht übertreiben, da sich mit Vorder- und Rückseite insgesamt eine doch recht große Fläche ergibt. Daher entschied ich mich dafür, die komplette Mauer in einem hellen grau trockenzubürsten und es dabei zu belassen. Das Ergebnis ist nichts herausragendes, aber im Verhältnis zum geringen Aufwand echt ansehnlich und für Spiel-Gelände meiner Meinung nach absolut ausreichend.


Nachdem die Mauersegmente bemalt waren, beklebte ich die Bases mit Sand. Ich wählte zur Basegestaltung das gleiche Schema wie für meine Skaven Armee, also Schwarzer Sockel, der mit dem unbehandeltem Sand und Modellbaugras beklebt wird. Sicher kann man, wer es lieber mag, auch einen anderen Grundton wählen oder den Sand nach dem Aufkleben noch bemalen, tuschen, bürsten wie auch immer. Ich bin jedenfalls mit dem Ergebnis dieser Methode sehr zufrieden und wer weiß, vielleicht werden diese Ruinen ja später mal Teil eines größeren Skavenunterschlupfs... ;)


Nachdem der Sand aufgebracht war, wusste ich erstmal nicht mehr so recht wie ich weiter vorgehen sollte.
Ziel war es, dass die Ruinen alt und verwittert wirken sollten und langsam von der hiesigen Flora überwuchert werden. Zu diesem Zweck habe ich extra eine große Tüte Modellbaumoos besorgt. Etwas später habe ich durch Zufall in einem 1€-Store Deko-Efeu entdeckt, dass ich auch unbedingt für meine Geländebastelei verwenden wollte.



Ich schnitt einige Blätter und "Wurzeln" von den langen Deko-Stücken ab und plante wie und wo ich sie an der Mauer anbringen wollte. Zunächst hatte ich das Gefühl, dass die Mauern sehr schnell zu überladen wirken könnte, daher wählte ich vorerst nur die kleinsten der Blätter aus. Um der Mauer ihr etwas verwittertes Aussehen zu verleihen, habe ich sie stellenweise mit stark verdünntem Dunkelgrün bemalt.
Das Ergebnis ist ok, aber mit etwas Übung krieg ich das vielleicht an den anderen Segmenten noch besser hin.

Vielleicht finde ich dazu auch vorher noch irgendwo einen kleinen Guide oder ein Videotutorial oder ihr habt gute Tipps für mich =)

Es war für mich das erste Mal bisher, dass ich (wirklich brauchbares) selbsgebautes Gelände bemalt habe, daher wird da noch nicht die Spitze des Machbaren erreicht sein ;)

Also hier noch ein paar Bilder von dem fertigen Mauersegment:





Und alle vier Segmente:








Ich hoffe meine Anleitung ist verständlich und hilfreich.
Über Kommentare und Feedback würde ich mich sehr freuen.
Falls ihr meine verwitterten Ruinen nachbaut, scheut euch nicht mir Bilder von den Ergebnissen zu schicken (Skritz.Knisterfell@gmail.com). Vielleicht hänge ich diese dann als weitere Beispiele an die Fotoserie an.
So viel dann erstmal zu diesem kleinen Projekt und meinem ersten Geländebau-Tutorial =)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen